In unseren Wäldern zuhause
Der Schmetterling des Jahres 2025

Spanische Flagge, Foto: Judith KnitlZoombild vorhanden

Der Schmetterling "Spanische Flagge" am Wasserdost © Judith Knitl

Ein tagaktiver "Nachtfalter" mit sonderbarem Namen

Was haben die Nationalflagge Spaniens und der Schmetterling des Jahres 2025 gemeinsam? Zumindest zwei Dinge: Den Namen „Spanische Flagge“ und die Farben Rot und Gelb – nun gut, beim Schmetterling sieht man diese Farben erst auf den zweiten Blick, denn gelblich erscheinen die Flügel eher auf der Unterseite und rot sind nur die Hinterflügel und der Hinterleib, die in Ruhestellung unter den schwarz–cremeweiß gestreiften Vorderflügeln verborgen sind. Wird die Spanische Flagge aber von Fressfeinden angegriffen oder fliegt sie auf, zeigt sie die roten Partien; sie wirken auf Angreifer, etwa Vögel, als Warntracht, denn der Falter enthält in seinem Blut Giftstoffe und ist dadurch „schwer bekömmlich“.

Vorkommen der bunten Falter

Försterin Judith Knitl von der Fachstelle Waldnaturschutz Oberpfalz am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg-Neumarkt i.d.OPf. ist seit jeher fasziniert von der Insektenwelt. Sie erzählt näheres vom Leben der hübschen Schmetterlinge: „Die Spanische Flagge kommt in fast ganz Europa mit Ausnahme des Nordens vor und bewohnt bei uns Wälder in etwas wärmebegünstigten Lagen wie Flusstäler, sonnige Waldränder und ähnliches. Im Oberpfälzer Jura ist sie nicht selten und z.B. in den Tälern von Lauterach, Sulz, Altmühl und Unterbürger Laaber anzutreffen."
Man kann die Falter jetzt im Hochsommer etwa bis Anfang September entlang von Waldwegen, Waldrändern und auf Lichtungen entdecken, wenn dort blühende Stauden wachsen, zum Beispiel Wasserdost, Disteln, Zwergholunder oder auch die Kanadische Goldrute. Auch in waldnahen Gärten trifft man sie an, gern besucht sie dort den Sommerflieder. Obwohl sie zu den Nachtfaltern gehört, ist die Spanische Flagge auch am Tag auf der Suche nach Nektar aktiv, nur in der größten Tageshitze sucht sie schattige Bereiche auf. Ihre Raupen sind unauffällig und fressen an verschiedenen Kräutern, Stauden und Sträuchern, bis sie sich im Juni in einem selbst gefertigten Gespinst am Boden verpuppen und etwa ab Juli die Falter schlüpfen.“

Buntes Treiben am Wegesrand

Auf den Blüten der Stauden an Waldwegen und anderen lichten Stellen im Wald ist jetzt Hochsaison. Spanische Flagge, Kaisermantel, Pfauenauge, Landkärtchen und viele weitere Schmetterlingsarten geben sich ein Stelldichein, Hummeln und Wildbienen tummeln sich, viele Schwebfliegen- und Käferarten besuchen die „Nektar- und Pollen- Tankstelle“; Krabbenspinnen lauern und Hornissen patrouillieren auf der Suche nach Beute. Eine großartige Insektenvielfalt kann hier beobachtet werden!

Wie können wir diesen Artenreichtum fördern?

Judith Knitl hat einige Tipps parat, wie Waldbesitzende zum Erhalt solcher Vielfalt beitragen können:

  • Hochstaudenbestände sollte man, wo es zum Freihalten von Forstwegen und Gräben notwendig ist, erst nach der Hauptblütezeit etwa ab September mähen.
  • Ist es nicht möglich, bis nach der Blütezeit zu warten, sollte zumindest nur abschnittsweise gemäht werden, am besten nicht alles im gleichen Jahr, um so Teile des Lebensraumes und seiner Bewohner zu schonen.
  • Immer sollte das Mähwerk so hoch wie möglich angesetzt werden, damit bodennah verborgene Tiere und ihre Eier, Larven und Puppen überleben können.
  • Auf das Mulchen von Wegrändern im Wald sollte man hingegen möglichst gänzlich verzichten, denn dabei wird so ziemlich alles an Arten getötet, was im bearbeiteten Streifen “kreucht und fleucht“. Dies betrifft außer Insekten auch Amphibien, etwa Salamander, Molche, Kröten und Frösche, die sich am feuchten Wegseitengraben aufhalten, und Reptilien wie Eidechsen, Ringel- und Schlingnatter oder die stark gefährdete Kreuzotter, die sich am Wegesrand sonnen und bei Annäherung in die Vegetation flüchten; für sie wird das Mulchen dann zur Todesfalle.
  • An Rückegassen, Lagerplätzen, Waldrändern und in älteren Forstkulturen, wo die Jungbäume bereits etwas höher und stabiler sind, können blühende Stauden einfach belassen werden. Waldbesitzer sparen sich dadurch viel Arbeit und die Artenwelt profitiert.

Ein Falter steht für einen ganzen Lebensraum:

Ein schwarzer Käfer mit weißen Punkten (Trauerrosenkäfer) und eine Hummel mit Rostbraun behaartem Körper (Ackerhummel) sitzen an einer Distelblüte.Zoombild vorhanden

Ackerhummel und Trauerrosenkäfer auf Kohlkratzdistel © Judith Knitl

Die Spanische Flagge vertritt als Schmetterling des Jahres wie ein „Botschafter“ die artenreichen Lebensgemeinschaften strukturreicher Waldwegränder, Waldsäume und Lichtungen mit all ihren Bewohnern und Besuchern. Erhalten wir ihre Lebensräume - auch für uns Menschen, damit wir auch weiterhin das fröhliche Treiben der Schmetterlinge und die sommerliche Vielfalt am Wegesrand beobachten und genießen können!