Tipps für Waldbesitzende
Naturschutz im Wald

Blaumeisen, Foto: Rudolf VornehmZoombild vorhanden

Blaumeisen © Rudolf Vornehm

Wälder sind faszinierende Lebensgemeinschaften aus zahllosen Pflanzen, Pilzen und Tieren. Das ist nicht ohne Grund so: von Natur aus wäre Bayern – wie ganz Mitteleuropa – heute größtenteils von Wäldern bedeckt, nur wenige Sonderstandorte wie z.B. Gewässer, Moore und Hochlagen der Gebirge wären davon ausgenommen.

Diese Waldlebensgemeinschaften haben sich in langen Zeiträumen entwickelt, und so erfolgten vielfache Anpassungen der Arten untereinander, so dass letztlich "alles mit allem" zusammenhängt. Im Lauf der menschlichen Besiedelung wurden Wälder auf etwa ein Drittel der Landesfläche zurückgedrängt. Umso wichtiger sind die verbliebenen Wälder heute – neben ihrer enormen Bedeutung für uns Menschen – auch für die Artenvielfalt.

Gesunde, artenreiche Wälder können sowohl ihre Funktionen für uns Menschen (wie Rohstoffproduktion, Luftreinhaltung, CO2-Speicherung, Trinkwasserschutz, Erholungsort u.a.) als auch ihre Rolle als Lebensraum gut erfüllen; mit unserer Art der Waldbewirtschaftung können wir viel dazu beitragen. Dazu wollen wir hier einige Anregungen geben.

Welcher Wald?

Im Unterschied zur heutigen, historisch bedingten Waldzusammensetzung würden von Natur aus im Flach- und Hügelland Laubbäume vorherrschen. Hier wären großflächig Buchenwälder vertreten, je nach den örtlichen Verhältnissen mit verschiedenen Mischbaumarten; auf Standorten, wo es für die Buche zu nass oder zu trocken ist, kämen z.B. Auwälder, Moorwälder, Eichenwaldgesellschaften und andere vor. Nadelwälder wären weitgehend auf die höheren Lagen der Mittelgebirge und Gebirge und wenige Sonderstandorte beschränkt. Schon die Begründung und Verjüngung von Wäldern mit standortangepassten, heimischen Baumarten und deren Förderung bei der Waldpflege ist ein Beitrag zur Entwicklung naturnaher Wälder. Dabei kann man auch seltene heimische Baumarten beteiligen. In Schutzgebieten, in raren oder gefährdeten Waldtypen und in sehr naturnahen Beständen sollte man auf die Einbringung nicht heimischer Baumarten verzichten. Nachdem standortgemäße Baumarten und gemischte Bestände auch resistenter gegen Schäden und besser gegen den Klimawandel gewappnet sind, ist damit allen gedient. Lassen Sie sich dazu am besten von Ihrem zuständigen Förster beraten.

Blaumeisen, Foto: Rudolf Vornehm

© Rudolf Vornehm

Waldlaubsänger, Christoph Moning

© Christoph Moning

Rotes Waldvögelein

© Judith Knitl

Leberblümchen

© Judith Knitl

Nagelfleck

© Judith Knitl

Ästiger Stachelbart

© Judith Knitl

Elsbeere

© Judith Knitl

Mehlbeere, Christoph Josten

© Christoph Josten

Wildapfel, Foto: Gregor Aas

© Gregor Aas

Wildbirne, Foto: Gregor Aas

© Gregor Aas

Eibe

© Judith Knitl

Spirke, Moorbirke, Foto: Gregor Aas

© Gregor Aas

Biotopbäume

Viele Baumarten können ein hohes Alter von mehreren hundert Jahren erreichen. In unbewirtschafteten Wäldern gibt es deshalb lange Phasen mit starken, alternden, absterbenden Bäumen und mit hohen Totholzmengen. Da im Wirtschaftswald die meisten Bäume im "besten Alter" entnommen werden, sind diese Dinge hier sehr viel seltener und fehlen bei intensiver Wirtschaftsweise fast ganz. Alternde Bäume kränkeln, haben Pilzbefall, Dürräste, Spalten, Faul- oder Spechthöhlen und ähnliche Strukturen. Im Lauf der Zeit dienen sie unzähligen Lebewesen als Lebensraum. So brüten z.B. von unseren gut 100 heimischen Waldvogelarten rund 30 Arten in Baumhöhlen und -spalten und etwa 2/3 unserer 23 Fledermausarten benötigen sie als Tagesquartier. Große, alte Mulmhöhlen werden von hochspezialisierten Insekten bewohnt; in reichlichem Aufwuchs von Kletterpflanzen wie Efeu finden Kleinvögel Deckung und Nistplatz und Efeubeeren dienen Vögeln als Nahrung im Vorfrühling. Bäume mit solchen Strukturen – sogenannte Biotopbäume – sind ökologisch höchst wertvoll. Eine Zahl von etwa 8 Biotopbäumen je ha Altbestand sollte belassen werden; mehr ist natürlich besser, insbesondere bei Höhlenbäumen, denn bei den vielen Höhlenbrütern herrscht „Wohnraummangel“. Biotopbäume zu markieren, ist sinnvoll, damit sie nicht aus Versehen gefällt werden.

Baumhöhlenbewohner

Buntspecht

© Christoph Moning

Blaumeisen, Foto: Rudolf Vornehm

© Rudolf Vornehm

Kleinabendsegler, Foto:  Judith Knitl

© Judith Knitl

Siebenschläfer

© Judith Knitl

In unseren Wäldern brüten einige Vogelarten, die große Horste auf Bäumen bauen und diese immer wieder verwenden. Dies sind vor allem Greifvögel wie Bussard, Rot- und Schwarzmilan, Habicht, Sperber, Fisch- und Seeadler und Wespenbussard. Auch Reiher und Schwarzstörche bauen Horste auf großen, stabilen Bäumen. Aber selbst in Krähennestern finden sich seltenere Bewohner: Waldohreulen und Baumfalken brüten bevorzugt dort. Diese Horstbäume zählen ebenfalls zu den Biotopbäumen. Zur Brut- und Aufzuchtzeit (etwa Februar bis Juli) sollte man Störungen in ihrer Nähe unbedingt vermeiden (bei empfindlichen Arten wie z.B. Adlern, Wespenbussard oder Schwarzstorch mindestens 300 m, bei Habicht, Sperber, Milanen mind. 100 m).

Graureiher

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Seeadler

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Waldohreule

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Totholz

Wenn Bäume abgestorben sind, werden sie von einem Heer von Insekten und Pilzen allmählich zersetzt und wieder zu Humus. Allein unter den Käfern gibt es etwa 1350 Arten in Mitteleuropa, die Holz, in den meisten Fällen Totholz, besiedeln und abbauen, darunter viele seltene und gefährdete Arten. Viele Solitärbienen und -wespen nisten in deren verlassenen Bohrgängen. Bei den Pilzen kommen sogar etwa 1500 Arten an Totholz vor. Selten und bedroht sind vor allem Arten, die starkes Totholz benötigen. Unter liegendem Totholz verbergen sich außerdem viele Arten vom kleinsten Insekt über Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger bis hin zur Wildkatze, die geschützte Verstecke zur Jungenaufzucht braucht.

Totholzbewohner

Totholz, Foto: Klaus Stangl

© Klaus Stangl

Schwefelporling

© Judith Knitl

Geweihförmige Holzkeule

© Judith Knitl

Blauer Scheibenbock, Foto: Christoph Josten

© Christoph Josten

Blutroter Schnellkäfer

© Judith Knitl

Holzbiene

© Judith Knitl

Biotopbäume und Totholz brauchen nicht gleichmäßig auf der Fläche verteilt sein; es können auch mehrere in kleinen „Altholzinseln“ zusammenstehen. Das kann auch aus Gründen der Arbeitssicherheit nützlich sein. Außerdem können für solche Altholzinseln oder Biotopbaumtrupps ggf. ohnehin schwer erreichbare Bestandsbereiche genutzt werden. Wenn „Uraltbäume“, Höhlenbäume und Bäume mit Pilzbefall bis zu ihrem natürlichen Zerfall stehen bleiben dürfen, entsteht im Lauf der Zeit von selbst Totholz. Auch bei der Nutzung anfallendes Restholz (z.B. Kronen, faule Stammstücke) sollte man im Wald belassen. All dies bewirkt eine Humusanreicherung und erhöht die Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens. Stehend, liegend, dick, dünn: Vielfalt ist gefragt, dabei ist eine Menge von etwa 20 fm/ha sinnvoll, besser aber (vor allem in älteren Beständen) 30 – 40 fm/ha. Für den Erhalt von Biotopbäumen, Totholz und Altholzinseln gibt es eine finanzielle Förderung nach dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald. Sprechen Sie Ihren zuständigen Förster darauf an.

Waldränder und -säume

Im Waldesinneren ist es im Sommerhalbjahr meist schattig. Anders am Waldrand und entlang von Waldwegen: hier können sich weniger konkurrenzkräftige Baumarten wie etwa Wildkirsche, Wildbirne, Vogelbeere, Elsbeere, Zitterpappel und Weiden behaupten. Das gleiche gilt für Sträucher wie z.B. Haselnuss, Holunder, Schlehe, Weißdorn, Liguster und viele andere. Außen können verschiedene Kräuter und Stauden gedeihen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie Blüten und / oder Früchte bieten. Blühende Pflanzen sind Lebensgrundlage für sehr viele Insekten, z.B. Käfer-, Schmetterlings-, Schwebfliegen-, Wespenarten; Solitärbienen benötigen Pollen für die Larvenentwicklung und Nektar als erwachsenes Insekt. Nicht zuletzt erhöhen artenreiche Waldränder auch die Tracht für unsere Honigbienen, als erste Frühjahrsnahrung dienen z.B. Weidenkätzchen. Auch das Laub ist gefragt: allein die Salweide dient den Raupen von 37 Tag- und Nachtfalterarten als Nahrungspflanze, darunter so spektakuläre wie der Große Schillerfalter! Ebenso bieten die verschiedensten Früchte Nahrung für vielerlei Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Am Waldrand sollte man daher konkurrenzschwächere Baumarten sowie Sträucher bewusst fördern.

Honigbiene

© Judith Knitl

Rosenkäfer

© Judith Knitl

Großer Schillerfalter

© Judith Knitl

Aurorafalter

© Judith Knitl

Spanische Flagge

© Judith Knitl

Amsel

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Vom Insektenreichtum profitieren dann wiederum Insekten fressende Tiere, z.B. räuberisch lebende Insekten, Spinnen, Eidechsen, Spitzmäuse, Igel, Fledermäuse und viele Vogelarten. Noch hochwertiger wird ein Waldrand durch Strukturen wie Totholz, Reisighaufen, Lesesteinhaufen und ähnliches, vor allem, wenn diese einen Teil des Tages besonnt sind. Solche Dinge kann man auch bewusst anlegen, wenn sie noch nicht vorhanden sind. Sie bieten Unterschlupf für Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger. In trockenem, besonntem Totholz entwickeln sich wärmeliebende Solitärbienen und -wespen sowie Bock- und Prachtkäfer, die zugleich das nahe gelegene Angebot an Blühpflanzen nutzen.

Waldrand, Foto: Judith Knitl

© Judith Knitl

Zauneidechse

© Gero Brehm, AELF FFB

Gefleckter Schmalbock

© Judith Knitl

Zierlicher Prachtkäfer

© Judith Knitl

Goldammer

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Gewässer

Weiher, Tümpel und Bäche im Wald beherbergen ganz eigene Artengemeinschaften und sind neben spezialisierten Pflanzen, Wasserinsekten, Krebstieren, Schnecken und Muscheln vor allem für Amphibien wichtig. Keinesfalls dürfen solche Gewässer als Ablagerungsort für Abfälle missbraucht oder verfüllt werden! Auch sollten in fischfreie Kleingewässer niemals Fische eingesetzt werden, da diese den Laich oder die Larven von Fröschen, Kröten, Molchen und Salamandern sowie von Insekten wie z.B. Libellen verzehren. Weitere wichtige Grundregeln im Umgang mit Gewässern im Wald sind, die Gewässer und ihre Ufer nicht zu befahren und keine Gipfel oder Reisig im Gewässer abzulagern. Fließgewässer dürfen nicht künstlich aufgestaut oder Wasserlauf verändert, z. begradigt, werden; auch Quellen müssen im Naturzustand belassen werden. Wenn ein Stillgewässer zu verlanden droht, kann es durch schonendes, fachkundiges „Entlanden“ möglicherweise wiederhergestellt werden. Setzten Sie sich in so einem Fall unbedingt mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde in Verbindung, um zu vermeiden, dass versehentlich z.B. Bestände seltener Pflanzen vernichtet werden.

Teichrose, Federlibellen

© Judith Knitl

Blaugrüne Mosaikjungfer

© Judith Knitl

Gelbbauchunken

© Judith Knitl

Bergmolch

© Judith Knitl

Feuersalamander

© Gero Brehm, AELF FFB

Teichhuhn

© Christoph Moning

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